Warum wir in Citizen Science Apps Auswahllisten mit maximal rund 15 Möglichkeiten empfehlen

Mittwoch, 23 Januar 2019 15:23

Beim Entwickeln einer Citizen Science App, kann man viel Einfluss darauf nehmen, wie gut und gerne die Benutzer sie letztlich gerne in ihren Alltag integrieren und wichtige Daten für die Forschung beitragen.

Das Setup einer Citizen Science App macht viel aus

In mittlerweile über fünf Jahren Entwicklung an der SPOTTERON Plattform haben wir immer wieder etwas verbessert, sodass unsere Benutzeroberfläche mittlerweile sehr gut für den Gebrauch optimiert ist. Aber viele Faktoren sind nach wie vor ganz individuell für Projekte festzulegen.
Grundsätzlich gilt, dass die Optik viel ausmacht. Ansprechendes Design ist da schon mal ein wichtiger Faktor (Emotion & Design: Attractive things work better), auf den wir dank langjähriger Designerfahrung auch sehr gut und mit großer Freude eingehen, aber das ist längst nicht alles..

Oft sagt man ja, das gute Restaurants an einer eher kleinen statt vollkommen überladenen Karte zu erkennen sind. In diesem Fall liegt das wohl auch daran, dass eine unendliche Vielzahl von Zutaten schlecht immer frisch lagernd und gleichzeitig zubereitet sein können.

Warum Menschen eine überschaubare Auswahl bevorzugen

Bei Citizen Science Apps hat es andere Gründe, dass wir empfehlen die Auswahl eher überschaubar als überfordernd zu halten. So sehr wir Menschen eine große Auswahl zwar grundsätzlich begrüßen, kann eine zu lange Liste an Auswahlmöglichkeiten Ermüdung und letztlich Desinteresse auslösen. Dieses "choice overload" genannte Phänomen konnten Forscher des California Institute of Technology(Caltech) kürzlich auch in einer Studie (1) nachweisen. Dabei stellte sich heraus, dass unser Gehirn den zusätzlichen Zeitaufwand für eine extrem lange Auswahlliste nicht begrüßt. Die Interpretation der Forschungsergebnisse legt nahe, dass zwischen 8 und 15 Auswahlmöglichkeiten optimal sind.

Aus diesen Gründen empfiehlt es sich auch bei Citizen Science Apps nicht endlos viele Möglichkeiten vorzugeben. Das könnte Citizen Scientists schlichtweg überfordern und dafür sorgen, dass sie letztlich weniger zum Projekt beitragen.

Natürlich überlassen wir trotzdem jedem Projekt selbst über so etwas zu entscheiden, aber es ist gut zu wissen, dass auch die Wissenschaft unsere Empfehlungen untermauert.

(1) Choice overload reduces neural signatures of choice set value in dorsal striatum and anterior cingulate cortex
Elena Reutskaja, Axel Lindner, Rosemarie Nagel, Richard A. Andersen & Colin F. Camerer
Nature Human Behaviour volume 2, pages 925–935 (2018)

Interface Design in Citizen Science apps

Jedes Projekt auf der SPOTTERON Plattform erhält von uns aktive Unterstützung beim der Ausgestaltung der Dateneingabe und der Erstellung einer benutzerfreundlichen Struktur, Ein gut aufgebauter Kategorie-Baum und die dazugehörigen Attribute sind ein sehr wichtiger Teil bei der Konzeption eines Citizen Science Projekts.

Besonders wichtig ist hierbei die Möglichkeit, einen hierarchischen Aufbau des Dialogs zum Hinzufügen von neuen Beobachtungen zu erstellen, um optimierte Auswahllisten mit besserer Usability verwenden zu können. Mit den verschiedenen Eingabe-Elementen können wir ein angepasstes Interface für Ihre Citizen Science App designen, das über Vor-Auswahl Button zu gefilterten Teilbereichen des Gesamtdatensatzes im Wissenschaftsprojekt führt. Als einfaches Beispiel in einer Citizen Science App zum Thema Phänologie oder Naturbeobachtung wäre eine Vor-Selektion per Button von "Bäumen" zu nennen, die dann in Folge nur die im Datensatz vorhandenen Baumarten als weitere Auswahlliste einblendet.Weitere Möglichkeiten sind hierarchische Auswahlbäume wie im Projekt Roadkill oder Felder mit Eingabe + automatische Vervollständigung bei grossen Datensätzen.

Mit circa 15 Auswahloptionen ist die ideale Länge einer solchen Sub-Selektion erreicht. Wenn eine Auswahllsite jedoch trotzdem etwas länger wird stellt das dennoch noch keine Katastrophe dar - aber um so mehr Selektionsmöglichkeiten desto schwieriger wird es für die Citizen Scientists, intuitiv eine Option auszuwählen. Aber wie bei vielen Dingen im Bereich Design stellt die Zahl eine Richtlinie dar, keine strikte Einschränkung.


Citizen Science Apps: "Naturkalender ZAMG" - www.naturkalender.at, "Was geht ab?" - www.was-geht-ab.at

 

Hier geht es zu Live Beispielen verschiedener Citizen Science apps auf der SPOTTERON Plattform

 

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