Interviewserie mit Leitern verschiedener Projekte der SPOTTERON Plattform
Wir starten heute eine Interview-Serie auf unserem Blog. Es werden laufend Interviews zum Thema Citizen Science mit LeiterInnen verschiedener Projekte, die auf der SPOTTERON Platform laufen, stattfinden, welche wir später hier in unserem Citizen Science Blog veröffentlichen.
Heute beantwortet Johannes von Global 2000 (DreckSpotz App) ein paar Fragen. Zum Download der Littering App geht es hier. (https://www.global2000.at/dreckspotz)
1. Wenn Sie den Begriff Citizen Science zufällig jemandem fremden auf der Straße erklären müssten, der ihn noch nie gehört hat, wie würde diese Erklärung lauten?
Citizen Science heißt partizipative Wissenschaft. Das heißt jeder und jede kann teilnehmen und eigene Erfahrungen aus dem alltäglichen Leben teilen. Wenn z.B. jemand ein Thermometer und einen Niederschlagsmesser bei sich im Garten installiert und diese Daten an das ZAMG sendet, ist der-/diejenige schon Teil eines Citizen Science Projekts.Welchen Stellenwert nehmen Citizen Science Projekte Ihrer Meinung nach momentan in der Wissenschaft ein?
2. Ich kann diese Frage nur von meinem (NGO) Standpunkt beantworten. In jedem Fall nimmt Citizen Science einen hohen Stellenwert ein. Citizen Science ist ein sinnvolles Werkzeug um die Bevölkerung über wissenschaftliche Projekte zu informieren, das Interesse an Umweltschutz- und ähnlichen Themen zu wecken und selbst einen aktiven Beitrag zu leisten. Citizen Science kann dahingehend ein perfektes Tool für Bewusstseinsbildung sein.Blicken Sie einmal auf die Laufzeit des Projektes zurück. Wie hat sich Citizen Science in den letzten Jahren verändert?
Grundsätzlich ist sicherlich die Bekanntheit und die Akzeptanz von Citizen Science gestiegen.
Bei unserem Projekt konkret steigen die Userzahlen. Man kann eine positive Entwicklung beobachten. Wir werden Citizen Science auf jeden Fall weiterhin in unsere Arbeit als NGO einbeziehen.
3. Was tun Sie um die Reichweite Ihres Projektes zu vergrößern?
Wir haben die Littering App seit 2 ½ Jahren und haben immer schon mit Partnern wie z.B. dem österreichischen Alpenverein zusammengearbeitet. Im Moment sind wir auf der Suche nach weiteren Partnern, die uns österreichweit unterstützen. Dazu gibt es im Moment konkrete Gespräche mit ein paar Akteuren. Zusätzlich ist die DreckSpotz App als Teil des Citizen Science Awards 2019 im Programm. Der Citizen Science Award läuft von Anfang April bis Anfang Juli. Über diesen Award wird unsere App österreichweit an Schulen beworben. Das lässige dabei ist, dass Schulklassen bei dem Wettbewerb 1750€ gewinnen können, was die Motivation der teilnehmenden SchülerInnen extrem erhöht. Das ist glaube ich ein ganz großer Schritt.
4. Wie lässt sich die Qualität der von Citizen Scientists gesammelten Daten sicherstellen und wie gehen sie als projektleitender Wissenschaftler mit den gesammelten Daten um?
Nachdem die gesammelten Daten von uns aussortiert (das bedeutet: unrealistische Beiträge, welche z.B. durch Tippfehler entstanden sind, werden ausgefiltert, eindeutig falsche Geo-Daten werden gefiltert) und vom E.C.O. Institut für Ökologie, bei welchem Experten auf diesem Gebiet arbeiten, kontrolliert wurden, sind die Daten der DreckSpotz App in einem österreichischen “Müll in der Natur” Bericht ausgewertet und im Herbst 2018 veröffentlicht worden.
5. Für Citizen Science Projekte ist es essentiell die Grenzen der gesammelten Daten zu kennen um bei der Auswertung seriös vorgehen zu können.In Citizen Science Projekten spielt die Community, die Motivation der einzelnen Citizen Scientists und die Kommunikation zwischen den einzelnen Usern eine wichtige Rolle. Wie relevant ist Ihrer Meinung nach Community-Arbeit bei der Verbesserung/Umsetzung von Citizen Science Projekten?
Äußerst wichtig, aber es kommt dabei sehr darauf an wie das Projekt gestaltet ist. Es gibt Citizen Science Projekte wo die Community-Arbeit Teil des interaktiven Kerngeschäfts ist, bei anderen Projekten ist dies eher nebensächlich. Beim Littering-Projekt ist es so, dass es grundsätzlich möglich ist gesteckte Ziele zu erreichen, ohne dass viel interaktion zwischen den einzelnen Usern notwendig ist. Jedoch haben wir beobachtet, dass bei einer gut funktionierenden, aktiven Community die Motivation der einzelnen User steigt. In unserem Forum hat sich eine Gruppe sehr aktiver User herauskristallisiert, die unsere App mit hoher Frequenz und konstant nutzt und sich darüber aktiv im Forum austauscht. Projektleiter sollten eine funktionierende Community auf jeden Fall fördern.
6. Warum ist es in ihren Augen notwendig aktiv Citizen Science zu betreiben und zu fördern?
An diesem Punkt möchte ich noch einmal auf meine Antwort auf die zweite Frage verweisen. In Citizen Science verbirgt sich ein riesen Potential um zur Bewusstseinsbildung und Aktivierungsarbeit der Bevölkerung beizutragen.
7. Wenn sie an die Zukunft denken, wo sehen Sie Citizen Science in den nächsten 10 Jahren, inwiefern muss sich Citizen Science in Zukunft verändern und anpassen?
Auf jeden Fall birgt Citizen Science ein riesiges Potential in allen Lebensbereichen, das weit über meine NGO Arbeit hinaus reicht. Umso weiter die Welt vernetzt ist, umso mehr Potential bietet Citizen Science. Aber ich glaube, dass mit dem Potential einer vernetzten Welt auch das Risiko steigt, was bedeutet dass Citizen Science Projekte umso mehr Verantwortung haben. Da geht es natürlich auch um den gläsernen Menschen, um den Datenschutz jedes und jeder Einzelnen. Ich glaube da ist Citizen Science sehr gefordert, vor allem wenn es um sensible Daten geht. Citizen Science ist noch nicht sehr alt, deswegen sollte die Community da ein besonderes Augenmerk darauf legen.
Wir bedanken uns herzlich bei Johannes Frauscher für das Interview!
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