Letztes Wochenende wurde ein Meilenstein für Citizen Sciences in Europa gelegt. Die allererste Verleihung des European Union Prize for Citizen Science fand am Donnerstag, den 7.9.2023 am diesjährigen Ars Electronica Festival in Linz statt. Das diesjährige Thema der Veranstaltung war „Who owns the truth?" - eine Fragestellung, die auch besonders für Citizen Sciences von Bedeutung ist. Wir waren vor Ort und möchten in diesem Blog erzählen, wie das Thema Citizen Science am Ars Electronica Festival 2023 aufgegriffen wurde und welche Komponenten in Zukunft für Citizen Sciences zu berücksichtigen sind.
Während am Ars Electronica Festival natürlich alle möglichen neuen Entwicklungen aus dem Bereich der KI und Robotertechnik präsentiert wurden, hatte auch das Thema Citizen Science nun zum ersten Mal auf diesem wichtigen Event eine Plattform – der European Union Prize for Citizen Science soll Citizen Sciences als zukünftig wichtiges Instrument zur Schaffung neuer und wertvoller Ergebnisse etablieren, das den notwendigen Wandel in unserer Gesellschaft unterstützen und hervorbringen kann.
Die Jury des European Union Prize for Citizen Science macht die Wissenschaften darauf aufmerksam, dass der Drang, die Welt um sich herum zu erkunden, sich mit dem Kosmos zu verbinden und andere Lebewesen zu verstehen, im Mittelpunkt der menschlichen Lebenserfahrung steht. Die Abschottung der Wissenschaft von den Laienwissenschaftler*innen hatte natürlich auch zum Zweck, ein System für präzise Daten zu entwickeln – hier enstand eine Sprache, die nur von Expert*innen verstanden wird.
Dabei grenzt man offensichtlich alle anderen aus – und degradiert Bürger*innen zu Zuhörer*innen – wenn sie denn überhaupt informiert und erreicht werden – denn auch in diesen Bemühungen ist Luft nach oben.
Citizen Science kann genau hier Brücken schlagen und Lücken schließen. Dafür muss die Beobachtung der Citizen Scientists aufgewertet, ja gleichgesetzt werden. „Who owns the truth?" könnte vor allem auch nach dem Festival eine wegweisende Aussage für die Zukunft der Citizen Sciences bleiben – ein Credo, das Hierarchien hinterfragt und Gemeinsamkeit stärkt. Denn die Jury merkt auch an, Citizen Sciences kämpfen zu Recht mit der Kritik, lediglich Wissenshierarchien zu reproduzieren und dadurch Spaltung zu fördern.
Zukünftig werden Bemühungen, in der Art und Weise wie Citizen Scientists in wissenschaftliche Projekte eingebunden werden, nötig sein. Konkret bedeutet dies, Bürger*innen sollten in jeder Prozessphase, insbesondere zu Beginn einer Idee einbezogen werden und die Einbindung ehrgeiziger und kreativer gestaltet werden. Besonders wichtig war es der Jury, vor allem Projekte, die marginalisierte Gruppen und diversere Ansätze fördern, auszuzeichnen. Die komplexen ökologischen, sozialen und infrastrukturellen Herausforderungen unserer Zeit erfordern die Erfassung verschiedener Perspektiven. Die Jury suchte nach Projekten, die ein hohes Maß an Rückmeldung an die Gemeinschaft und verschiedene Nutzformen bieten sowie den Wert der Beiträge der Bürger*innen schätzen.
Wir gratulieren allen Gewinnern! Der Citizen Science Preis hat die Erfolge und Potenziale moderner Bürgerwissenschaften aufgezeigt. Wir fühlen uns geehrt und freuen uns, dass wir mit zwei Projekten auf der SPOTTERON Plattform für interaktive Citizen Science Apps zur Preisverleihung beitragen konnten!
Bei diesen Ansätzen der Jury freuen wir uns besonders, dass zwei Projekte, von denen wir Partner sind und deren Apps auf der SPOTTERON Plattform laufen, mit anderen 28 Projekten für eine Auszeichnung ausgewählt wurden und auf der Award Ceremony in der PostCity eine „Honorary Mention" überreicht bekamen.
YouCount, ein von Horizon Europe gefördertes Social Citizen Science Projekt konzentriert sich auf die soziale Eingliederung junger Menschen, verstanden als gleiche Chancen für sie, an der Gesellschaft teilzuhaben, und beleuchtet die soziale Teilhabe, Verbundenheit und soziale Zugehörigkeit - das Projekt hat in der Award Ceremony im Rahmen des European Union Prize for Citizen Science eine „Honorary Mention" erhalten.
YouCount zeigt, das Citizen Sciences auch aus anderen Bereichen der Wissenschaften als den Naturwissenschaften einen echten Wert für die Wissenslandschaft darstellen und aus sinnvoller Beteiligung und Mitgestaltung von Laien Forschungsprozesse entstehen. Wir von SPOTTERON freuen uns natürlich mit technischem Support, Science Communication und der Citizen Science App, als auch im Horizon EU Konsortium, Teil dieses innovativen Projektes zu sein.
Das zweite Projekt, das auf der SPOTTERON Plattform läuft und ausgezeichnet wurde, ist Roadkill von der BOKU Wien. Unter Einbindung von Bürger:innen, hat sich Roadkill zum Ziel gesetzt, Verkehrsunfälle mit Wirbeltieren in Österreich zu dokumentieren und so einen Überblick zu schaffen, wo und wann welche Tiere überfahren werden und welche Gründe dafür verantwortlich sein könnten.
Durch die Erforschung und Messung von beispielsweise bestimmten Tierwanderungen, können in Zukunft Schutzvorkehrungen getroffen werden. Das Projekt bezieht Bürgerinnen und Bürger auf mehreren Ebenen ein – von der Datenerfassung über die in-App-Artenbestimmung, bis hin zu Forschungsfragen über die Projektwebsite.
Neben der Entwicklung lebendiger Apps, die sich auf die interaktive Kommunikation zwischen Bürgern und Wissenschaftlern konzentrieren, sind in der Online-Umgebung Datenschutz und Datensicherheit wesentliche Punkte, die bei der Entwicklung eines interaktiven Projekts zu berücksichtigen sind. Da wir selbst Digital Natives sind, setzen wir hohe Anforderungen an die SPOTTERON-Plattform in Bezug auf die Zuverlässigkeit der technologischen Lösungen und wenden auch modernste ethische Standards an, um das Datenschutz-Niveau der Nutzer:innen in Citizen Science-Apps weiter zu erhöhen.
Mit dem Finanzierungsansatz von SPOTTERON, indem ein neues App-Feature von einem Projekt bezahlt und für alle Projekte auf der Plattform zugänglich und geöffnet wird, können einerseits kleinere und diversifizierte Projekte profitieren und einen wahrhaften Wandel in der Gesellschaft und neues Wissen generieren, andererseits können durch adaptierte Entwicklungen alle Projekte ihr volles Potential entfalten und Wissen demokratisiert werden – um damit die großen kollektiven Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen.
Diese Herausforderungen, wie Klimakrise und ökologische Krisen waren, neben AI, das Thema am Ars Electronica Festival 2023. In diesem Bereich gibt es einen hohen Bedarf an Science Communication – Wissenschaften öffnen sich nun in einem außerordentlichem Maße für Kunst und kreativeren Visualisierungen, um Erkenntnisse dieser Krisen endlich breitenwirksamer kommunizieren zu können. Davon möchten wir in einem kommenden Blog berichten!
Insgesamt war das Festival wahnsinnig inspirierend und innovativ - sowohl in künstlerischer als auch in technologischer Hinsicht - und wir sind dankbar, Teil dieser transformativen Erfahrung gewesen zu sein und freuen uns schon auf das nächste Jahr. Wir hoffen, dass die Projekte, die auf der Plattform SPOTTERON laufen, mit ihren innovativen Funktionen für Citizen Science Apps erneut auf der Bühne der Ars Electronica für den nächsten European Union Prize for Citizen Science stehen können.
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