Letzten Samstag wollte ich wieder einmal spazieren gehen, um ein bisschen Sonne zu tanken. Seit Citizen Science ein wichtiger Teil meines Lebens wurde, dienen diese Runden nicht nur dazu, mir die Beine zu vertreten. Mit dem Smartphone in der Tasche und einer Reihe von Citizen Science Apps darauf wird jeder Spaziergang zum Abenteuer.
An diesem Samstag also beschloss ich einen nahe gelegenen Park zu besuchen. Sogar während der Coronavirus-Krise waren viele Menschen in sozial distanzierten Gruppen gekommen, um ein wenig frische Luft zu ergattern. Ein Stadtpark ist ein großartiger Ort zum Erkunden und Entdecken. Ich habe einige meiner phänologischen Spots im "Naturkalender" aktualisiert, um die Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Umwelt besser zu verstehen.
Um ehrlich zu sein, ein großer Ansporn zum Hochladen neuer Beobachtungen ist es, meine Entdeckungen der Community und meinen Freunden zu zeigen. Die Teilnahme an Citizen Science ist immer auch eine soziale Erfahrung, und die Community-Funktionen in den Apps ermöglichen es mir mit anderen problemlos zu interagieren.
Plötzlich spürte ich etwas in nächster Nähe vorbeifliegen. Mir kommt vor, dass sich durch meine Tätigkeit als Citizen Scientist meine Fähigkeiten, kleine Bewegungen und Details wahrzunehmen, im Laufe der Jahre erheblich verbessert haben. Ich sprang also auf und folgte der Bewegung.
Mit der neuen "Spot-a-Bee" -App können Citizen Scientists Bienen beobachten, um besser zu verstehen, welche Pflanzenarten für Bienenpopulationen und die biologische Vielfalt vor allem in urbanen Gegenden nützlich sind. Das vorbeifliegende Insekt war tatsächlich eine Biene, eine riesige violette Holzbiene, vollkommen mit Pollen bedeckt und pausenlos in Bewegung. Von einer Blume zur nächsten zu springen und zu versuchen, die Biene zu fotografieren, während sie Pollen einsammelt, sorgte bei den im Park anwesenden Leuten wohl für Erheiterung. Für mich war es jedenfalls eine gute Turnübung!
In diesem speziellen Park gibt es einen kleinen Teich, and dessen Ufer gelbe Sumpf-Schwertlilien (Iris pseudacorus) wachsen, die ich seit Jahren beobachte. Normalerweise ist dies ein Biotop, in dem es nur so strotzt vor biologischer Vielfalt. Auf Grund der anhaltenden Dürre in Europa jedoch gleicht es hier derzeit eher einem Feuchtgebiet oder einem Sumpf. Unter normalen Wetterbedingungen ist es voller Leben - von winzigen Krebstieren über Libellenlarven bis hin zu Wasserkäfern. Aber jetzt gibt es nur noch die Honigbienen, die Wasser aus dem noch feuchten Boden trinken.
Und es gibt einige winzige Pilze.
Ich bin kein Mykologie-Experte, aber immer, wenn ich auf einen Pilz stoße, nehme ich die Beobachtung in der Citizen Science App von "Pilzfinder" der Mykologischen Gesellschaft Österreichs und der Universität Wien auf. Durch meine Teilnahme an diesem Citizen Science-Projekt habe ich bereits gelernt verschiedene Pilzarten zu identifizieren, von denen ich noch nie zuvor gehört hatte, und welche Pilze als wesentlicher Bestandteil des Kohlenstoffkreislaufs zu unserem täglichen Leben beitragen, indem sie mit Bäumen und Pflanzen Symbiosen bilden. Ohne Pilze würde es sonst nichts geben.
Das Projekt hat (noch) keine offiziellen Smartphone-App. Es wird als SPOTTERON-Package L mit einer interaktiven Webanwendung als primäres Tool für die Dateneingabe und Community-Interaktion ausgeführt. Als Designer der Plattform habe ich jedoch Zugriff auf Testversionen, und die vom Pilzfinder ist auf meinem Handy installiert.
Ich habe also meine Fotos gemacht - das Projekt hat mich gelehrt, dass man bei der Aufnahme von Pilzen für Citizen Science immer die Ober- und Unterseite von Pilzen fotografieren sollte, um auch die Lamellen zu sehen.
Davor hätte ich nicht daran gedacht, dass dies relevant wäre.
Das schöne am "Pilzfinder"-Projekt ist, dass die Mykologen und Pilzexperten direktes Feedback zu den Beobachtungen geben und bei der Klassifizierung der Arten behilflich sind. Ich war aber doch ein wenig überrascht, dass Irmgard Greilhuber, die leitende Wissenschaftlerin des Projekts, auf meinen Spot kommentierte, dass sie „vorbeikommen und einige Proben des Pilzes nehmen wird". Okay, nur ein normaler Tag in der Mykologie.
Gestern Abend habe ich unseren SPOTTERON-Account auf Twitter auf Neuigkeiten überprüft - und da war er, ein Tweet von Irmgard Greilhuber: https://twitter.com/IGreilhuber/status/1259849689022808065
Psathyrella typhae - der Pilz im halb vertrocknetem Teich ist eine vom Aussterben bedrohte Art, und meine Beobachtung ist die erste bestätigte Aufzeichnung in Wien.
Als Referenzobjekt für die Größe verwende ich die Karte aus dem SpiderSpotter Citizen Science Projekt, die man selbst ausdrucken kann, und die ich als Spinnenenthusiast immer dabei habe. Sie können die Karte auf www.spiderspotter.com finden! Sämtliche Fotos wurden mit dem Smartphone geschossen. Moderne Geräte haben ganz schön gute Kameras, mit denen man tolle Close-Ups fotografieren kann:
Ich musste zweimal nachsehen, da mein Herz vor Aufregung höher schlug. Was für ein fantastischer Moment! Die Teilnahme an einer Citizen Science App ist an sich schon erfüllend, aber einen wissenschaftlich relevanten Fund zu machen - das ist wirklich etwas Besonderes!
Ich habe den Tweet sofort mit meinen Freunden und dem Team geteilt. Es zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht. Es macht den Tag schöner, und es gibt einem das Gefühl, etwas Sinnvolles getan zu haben. Persönlich fühle ich mich durch die Teilnahme in den Citizen Science Apps nicht nur als ein Teil einer Gemeinschaft von Menschen, die dieselben Interessen wie ich haben. Ich habe auch das Gefühl, dass meine Teilnahme zu einem größeren Ganzen beiträgt: dem kollektiven Drang, die Welt besser zu verstehen und diese in Zeiten des Rückgangs biologischer Vielfalt zu schützen.
Sie können meine Citizen Science-Beobachtung hier in der Web-App besuchen: https://www.spotteron.com/pilzfinder/spots/216424 - Wenn auch Sie an Pilzen interessiert sind, werden auch Sie Teil der Community! Wir sehen uns in der App!
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